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Bildung ist eine Dienstleistung von allgemeinem Interesse, die durch die Anzahl der Einschreibungen in nicht-obligatorische Bildungseinrichtungen von Primär-, Sekundär- und Tertiärbereich veranschaulicht wird
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Universitäten, die in städtischen Regionen angesiedelt sind, dominieren diesen Sektor im Allgemeinen und tragen zur polyzentrischen Struktur Europas bei
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Jedoch existieren zusätzlich zu diesem Muster auch nationale Unterschiede, wie beispielsweise zwischen den nordischen Ländern und Kroatien oder der Türkei
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Es besteht keine Korrelation zwischen der Einschreibung für tertiäre Bildung und dem Wirtschaftswachstum oder den F&E-Ausgaben
Beobachtungen für die Politik
Bildung ist ein wichtiges Anliegen in Europa. Die Weiterentwicklung des Bildungssystems zur Steigerung des Fähigkeits- und Wettbewerbsfähigkeitsniveaus stellt ein wichtiges Ziel dar. Entsprechend ist diese Angelegenheit eine wichtige Dienstleistung von allgemeinem Interesse (SGI).
Durch Kürzungen der öffentlichen Ausgaben, die durch die Finanzkrise bedingt sind, wird Einfluss auf die Frage nach der Qualität sowie der Zugänglichkeit zu SGI genommen. Dies wird sich wahrscheinlich auch auf die künftige Verfügbarkeit und Erhaltung der Angebote auswirken. Viele wirtschaftlich und demographisch benachteiligte Regionen sind aufgrund der zur Verwaltung der Finanzkrise notwendigen Budgetkürzungen gefährdet, noch stärker benachteiligt zu werden. Dies könnte einerseits politisches Streben nach wirtschaftlichem, sozialem und territorialem Zusammenhalt verhindern während sich andererseits die Schere zwischen reichen und armen Regionen weiter öffnen wird.
Politischer Kontext
Bildung ist eine der wichtigsten Ressourcen in Europa. Im Rahmen der Europa 2020-Strategie wird Bildung als bedeutender Politikbereich identifiziert. So können durch die Zusammenarbeit zwischen EU und Mitgliedstaaten positive Einflüsse auf Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Entwicklung generiert werden. Dem Ziel der Strategie entsprechend, sollen 40 Prozent der jungen Menschen im Alter von 30-34 Jahren Ende 2020 über einen Hochschulabschluss oder gleichwertige Abschlüsse verfügen. Aus diesem Grund wird der Zugang zu hochwertigen Bildungsangeboten als eine wichtige Dienstleistung von allgemeinen Interesse angesehen.
Interpretation der Karte
Bildung ist eine Dienstleistung von allgemeinem Interesse, die durch die Anzahl der Einschreibungen in nicht-obligatorische Bildungseinrichtungen von Primar-, Sekundar- und Tertiärbereich veranschaulicht wird.
Auf Basis von Durchschnittswerten zu Abschlussquoten nach Ende der Schulpflicht können Ergebnisse antizipiert werden. Jedoch ermöglicht die Betrachtung der nicht-obligatorischen Bildungseinrichtungen eine bessere Bewertung des Bildungssystems, vor allem im Hinblick auf dessen Attraktivität.
Die Karte zeigt die Einschreibung in tertiäre Bildungseinrichtungen pro 100 Einwohner der relevanten Altersgruppen. Die Altersgruppen sind von dem nationalen Bildungssystem abhängig und liegen zwischen 18-22 und 19-24 Jahren. Dieser Indikator misst die Verfügbarkeit von tertiären Bildungseinrichtungen in den verschiedenen Regionen Europas.
Universitäten, die in städtischen Regionen angesiedelt sind, dominieren im Allgemeinen diesen Sektor und tragen zur polyzentrischen Struktur Europas bei. Jedoch existieren zusätzlich zu diesem Muster auch nationale Unterschiede, wie beispielsweise zwischen den nordischen Ländern und Kroatien oder der Türkei.
Junge Erwachsene aus dem Bereich der tertiären Bildung sind oftmals mobil, weshalb das Fehlen von regionalen Hochschulen kein Hindernis darstellt. Allerdings sind diese Institutionen häufig die wichtigsten Arbeitgeber auf dem regionalen Arbeitsmarkt.
Trotz der langjährigen Geschichte alter europäischer Universitäten befinden sich diese nicht notwendiger Weise in wirtschaftlich starken Städten, weshalb die Aussagekraft bezüglich der Korrelation zwischen Wirtschaftswachstum und F&E-Ausgaben nur gering ist.
Luxemburg und die Großregion
Innerhalb der Großregion zeichnet sich bezüglich der Einschreibungen in tertiäre Bildungseinrichtungen ein heterogenes Bild ab. So weist Rheinland-Pfalz mit 50 bis weniger als 60 Schülern/Studierenden pro 100 Einwohner der entsprechenden Altergruppe einen besonders hohen Wert auf. Etwas geringer ist die Anzahl mit 40 bis weniger als 50 Schülern/Studierenden in dem nördlichen Teil Walloniens, sowie in Lothringen und dem Saarland. Mit weniger als 25 Schülern/Studierenden existieren die niedrigsten Werte in Luxemburg und in dem südlichen Teil Walloniens. Für die relativ geringe Anzahl in Luxemburg können unter anderem zwei Erklärungen herangezogen werden: So spielt einerseits die hohe Mobilität der Studierenden - viele gehen zum Studium ins Ausland - sowie die junge Universität (Gründung im Jahr 2003) eine wichtige Rolle. Andererseits kann die geringe Zahl aber auch Hinweise auf ein begrenztes Studienangebot geben.
Konzept und Methoden
Der Indikator wird durch die Anzahl der Schüler/Studierenden pro 100 Einwohner der entsprechenden Altersgruppe berechnet. Die Anzahl der Schüler/Studierenden spiegelt die Anzahl der Studienplätze in tertiären Bildungseinrichtungen wieder.