Es existiert eine eindeutige Konzentration der Wissensregionen in Nord- und Zentraleuropa
Forschungsintensive Regionen konzentrieren sich hauptsächlich auf Gebiete, deren Produktion durch ein hohes Maß an Spezialisierung gekennzeichnet wird. Dies ist beispielsweise in Norditalien der Fall
Während sich vor allem im nördlichen Europa "Humankapitalintensive Regionen" finden lassen, sind "Regionen ohne Spezialisierung im Wissensbereich" über alle Teile Europas verbreitet
Der Vergleich mit den USA und anderen Schwellenländern wie Indien oder China verdeutlicht, dass die Konzentration der Forschungsaktivitäten weitgehend dem europäischen Muster entspricht
Beobachtungen für die Politik
Wissensregionen befinden sich im Zentrum sowie im Norden von Europa, davon die meisten in westlichen Ländern. Ein Vergleich mit den USA und anderen Schwellenländern wie Indien und China zeigt, dass eine derartige Konzentration der Wissensregionen eine Gemeinsamkeit dieser Länder darstellt. Jedoch zeichnen sich Indien (in der Region Delhi und im Süden) sowie China (Küstenregionen) durch eine besondere räumliche Konzentration der wissenschaftlichen Aktivitäten aus. Die verstärkte Konzentration in "jüngeren" Wissensregionen ist darauf zurückzuführen, dass eine gewisse Mindestanzahl wissenschaftlicher Institutionen sowie deren räumliche Nähe zur Etablierung als Wissensstandort besonders hilfreich sind. Vor allem in weniger reichen Länder, in denen nur begrenzte Mittel im Bereich F&E zur Verfügung stehen, spielt dies eine bedeutende Rolle.
Politischer Kontext
Im Rahmen der Europa 2020-Strategie liegt ein Schwerpunkt auf intelligentem Wachstum. Entsprechend spielen Wissensregionen eine wichtige Rolle. Die Investition von 3 Prozent des EU-Bruttoinlandprodukts in F&E-Ausgaben stellt ein Ziel der Strategie dar, das die Relevanz dieser Regionen wiederspiegelt. Jedoch kann die Anwesenheit von fortgeschrittenen Sektoren und Funktionen, wie F&E und tertiären Bildungseinrichtungen, nicht als notwendige oder ausreichende Voraussetzungen für Innovation betrachtet werden. Sie stellen lediglich Merkmale eines von mehreren möglichen Innovationspfaden dar.
Interpretation der Karte
Die Karte zeigt eine regionale Typologie auf Basis der Forschungsaktivitäten und des Humankapitals der jeweiligen Regionen. Die Karte spiegelt sehr deutlich die Konzentration der Wissensregionen im Zentrum sowie dem Norden Europas wieder.
"Wissensregionen" (braun) werden sowohl durch hohe Forschungsaktivität als auch durch überdurchschnittlich gut ausgebildetes Humankaptial charakterisiert. Ingesamt gibt es 74 solcher Regionen. Unter den besten 10 Wissensregionen befinden sich große Teile der nordischen Länder sowie Regionen der Schweiz und Belgien. Auch Deutschland, die Niederlande und das Vereinigte Königreich weisen verschiedene Wissensregionen auf. Darüber hinaus stellen einige Hauptstädte, wie Prag, Madrid oder Paris, Wissenszentren dar.
"Forschungsintensive Regionen" (blau) zeichnen sich durch überdurchschnittliche Forschungsaktivitäten aber unterdurchschnittliches Humankapital aus. Sie konzentrieren sich hauptsächlich auf Gebiete, deren Produktion durch ein hohes Maß an Spezialisierung gekennzeichnet wird. Dies ist beispielsweise in Norditalien und einigen deutschen Regionen der Fall.
"Humankapitalintensive Regionen" (grün) werden durch überdurchschnittlich gut ausgebildetes Humankapital bei gleichzeitig unterdurchschnittlicher Forschungsaktivität gekennzeichnet. Derartige Regionen können vor allem in Nordeuropa vorgefunden werden.
Die Mehrzahl der Regionen weist jedoch keinerlei Spezialisierung der Wissensaktivitäten (gelb) auf. Regionen, die weder über ein hohes Maß an Humankapital noch über entsprechende Forschungsaktivitäten verfügen, befinden sich vor allem in ländlichen und/oder peripheren Gebieten Europas.
Luxemburg und die Großregion
Während Luxemburg und Brabant Wallon eine klare Wissensspezialisierung aufweisen, sind Lothringen, das Saarland und Rheinland-Pfalz auf Technologie spezialisiert. Der restliche Teil Walloniens ist im Vergleich zum Brabant Wallon sowohl im Bereich Wissen als auch Technologie schwächer, aber dennoch humankapital-intensiv.
Luxemburg zeichnet sich durch eine verhältnismäßig junge Forschungslandschaft aus. Als Wissensregion sieht sich Luxemburg einer doppelten Herausforderung gegenübergestellt. So muss das Land einerseits weiterhin für hochqualifizierte Arbeitskräfte attraktiv bleiben. Andererseits muss aber auch sichergestellt werden, dass die Forschungsergebnisse in neue Innvovationen münden.
Konzept und Methoden
Zur Kategorisierung der Territorien wurde ein synthetischer Indikator gebildet. Dieser stetzt sich aus der Summe des Humankapitals und der Forschungsaktivität zusammen. Er bestimmt mit Hilfe von drei Indikatoren den Bestand an Humankapital in einer Region (Prozentanteil der Beschäftigten im Bildungsbereich; Anteil der Bevölkerung, der mindestens über einen Hochschulabschluss verfügt; Bereitstellung finanzieller Mittel pro Kopf im Rahmen von Aktivitäten des 5. EU-Rahmenprogramms). Auch das Niveau der Forschungsaktivität wird anhand von vier verschiedenen Indikatoren festgelegt (F&E-Ausgaben pro Kopf; Prozentanteil der Beschäftigten im F&E-Bereich; Anzahl der Patente pro Kopf in allen Wirtschaftsbereichen; Anzahl der Patente pro Kopf im Hightech-Sektor).