Wie können wir regionale Ungleichheiten bekämpfen und die Wahrnehmung der EU verbessern? Diesen Fragen gingen die Hauptredner des ESPON Seminars in Wien, Professor Andreas Faludi und Professor Andres Rodriguez Pose, nach.
Unter dem Titel "New Narratives for Territorial Development" versammelte ESPON zwei Tage lang über 300 politische Entscheidungsträger und Wissenschaftler in Wien, um über die Zukunft der EU-Regionalpolitik zu diskutieren. Dabei wurden die neuesten Erkenntnisse von ESPON Projekten und Analysen hervorgehoben.
"Die Zukunft Europas liegt in der Zukunft seiner Orte und der Menschen, die an diesen Orten leben. Wir können es uns nicht leisten, ihre Bedürfnisse und Perspektiven zu vernachlässigen. Orte sind wichtig und kein Ort sollte zurückgelassen werden", betonte Ilona Raugze, die Direktorin von ESPON. "Wir brauchen neue Narrative für die territoriale Entwicklung, um die neue Realität zu beschreiben, in der Verwaltungsgrenzen an Bedeutung verlieren. Funktionsbereiche unterschiedlicher Größe und Beschaffenheit prägen die territoriale Entwicklung in Europa".
Professor Rodriguez Pose beschrieb in seiner Rede die "Geographie der EU-Unzufriedenheit" und verknüpfte das Anti-EU-Votum mit dem wirtschaftlichen und industriellen Niedergang eines Gebiets: Diejenigen, die in Regionen leben, die "zurückgelassen" werden, greifen genau die Faktoren an, auf denen der jüngste Wohlstand beruht, sagte er: Offene Märkte, Migration, EU-Mitgliedschaft, Globalisierung.
Orte sind wichtig, betonte Professor Rodriguez Pose. Die letzten Wahlen und das Brexit Referendum haben gezeigt, dass die Geographie eine entscheidende Rolle spielen kann und das diejenigen, die in Orten leben, "die keine Rolle spielen" ihre Unzufriedenheit an der Wahlurne ausgedrückt haben. Daher sollte die EU deutlicher die Verbesserung der Lebensqualität in solchen Gebieten anstreben – ohne dabei einen “Top-Down” Ansatz zu verfolgen. Stattdessen brauchen wir eine Politik, die standortsensitiv ist und die Potenziale jeder Region nutzt, fügte er hinzu.
Für Professor Faludi besteht das Problem darin, dass verschiedene Behörden, für das Gebiet innerhalb ihrer Grenzen zuständig seien. Wie sich jedoch an den Grenzen der Metageographie zeige, können Raumbeziehungen nicht eingekesselt werden, daher bezeichnet er dies als “die Armut des Territorialismus”.
Das Seminar befasste sich mit der Zukunft der EU-Regionalpolitik, wie beispielsweise der Kohäsionspolitik, basierend auf der Präsentation der neuesten ESPON-Ergebnisse zu verschiedenen Themen wie grenzüberschreitende Dienstleistungen, Migration, Makro-Regionen und Umwelt.
In Wien wurde die Gelegenheit gegeben, die neuesten Entwicklungen in der Debatte über die Regionalpolitik der EU nach 2020 zu verfolgen und zu verstehen, wie Verbindungen zwischen den Orten Dynamik erzeugen, die Politik, Investitionen und Menschen beeinflusst.
Ein weiterer wichtiger Aspekt sei der Übergang von schlichter Datenerhebung und der tatsächlichen Nutzung dieser Daten, ebenso wie ihrer entsprechenden Darstellung von Entscheidungsträgern, so Professor Simin Davoudi.
Für Erik Gløersen besteht die Schaffenskraft der Union im Dialog. Die Visionen Europas müssten dabei näher an die Bürger gebracht werden. Einen ähnlichen Ansatz verfolgte auch Thomas Dax, der die Diskussion zwischen Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern als Chance betrachtet, neue Ansätze zu verfolgen.
Weitere Informationen (Präsentationen, Graphiken und Programminformationen sowie die Video-Aufzeichnungen) finden Sie auf der ESPON Webseite.