Rückblick auf die ESPON Veranstaltung in Den Haag am 17. April 2019

"New thinking in spatial planning - from methodology to implementation"

Die Abschlussveranstaltung der ESPON Roadshow hat am Mittwoch, den 17. April in Den Haag in den Niederlanden stattgefunden.

Die ESPON-Konferenz untersuchte die aktuellen Trends, Politiken und Forschungsbedürfnisse für die Raumplanung in Westeuropa.

Die Veranstaltung bot besonders die Möglichkeit mehr über die aktuellen raumplanerischen Entwicklungen in den Niederlanden zu erfahren.

Robert Dijksterhuis, Leiter der Abteilung Raumordnung des Ministeriums für Inneres und Königreichsbeziehungen (Ministerie van Binnenlandse Zaken en Koninkrijksrelaties - BZK) ging in seinem Beitrag auf die Entwicklung von strategischen Plänen in den Niederlanden ein. Er betonte, dass der begrenzte Raum eine große Herausforderung darstelle und gleichzeitig zu innovativen Maßnahmen führe, denn "große Veränderungen erfordern neue, stärker integrierte Gesetze und Planungen".

Sein Kollege, Emiel Reiding, Projektleiter der Nationalen Umwelt und Raumplanungsstrategie (Nationale Omgevingsvisie - NOVI), gab anschließend einen Überblick über die Grundlagen der niederländischen Raumplanung. Die Prinzipien und Qualitäten der Raumplanung in den Niederlanden haben zwar dazu beigetragen, dass das Land zu den Top 5 der Länder mit der höchsten Lebensqualität gehören, aber dennoch hört Planung nie auf und die neue Strategie muss die Herausforderungen der kommenden Jahre miteinbeziehen.

Im Rahmen der ESPON Roadshow in Westeuropa wurde den TeilnehmerInnen im Format einer Podiumsdiskussion Einblicke in die aktuellen Entwicklungen in Frankreich, Irland, Luxemburg und Belgien dargeboten.

Laura Courtney aus Irland präsentierte den neuen irischen Nationalen Planungsrahmen (National Planning Framework - NPF) und betonte die Rolle der neu gegründeten Land Development Agency. Benoit Fanjeau aus der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur identifizierte als die größten Herausforderungen Mobilität, bezahlbares Wohnen und Klimawandel. Die Entwicklung der neuen Raumstrategie (Le Schéma Régional d'Aménagement, de Développement Durable et d'égalité des Territoires - SRADDET) zielte u.a. darauf ab, die Attraktivität der Region zu erhöhen und die Zersiedelung zu bekämpfen, aber er kam zu dem Schluss, dass flexiblere Planungsansätze erforderlich seien. Aus Luxemburg präsentierte Frederick-Christoph Richters die derzeitige Überarbeitung des Nationales Raumentwicklungsprogrammes (Programme directeur d’aménagement du territoire, PDAT). Er betonte auch den groß angelegten Partizipationsprozess mit den Bürgern und zwar durch einen kooperativen, veränderungsorientierten Ansatz der Ko-Kreation. Anschließend stelle Kristien Lefeber aus Flandern die flämische Raumordnungspolitik vor und stellte die provokante Frage, ob eine integrierte Umwelt und Raumplanungsvision eine Utopie sei. Daraufhin moderierte Emiel Reiding die Diskussion und ermöglichte einen regen Erfahrungsaustausch zwischen den TeilnehmerInnen.

David Evers, niederländischer ESPON Contact Point, teilte einige abschließende Bemerkungen zu dieser Podiumsdiskussion (u.a. ähnliche Schwierigkeiten in den unterschiedlichen Gebieten, die internationale Komponente und besonders die Herausforderung der Umsetzung).

In der anschließenden Sitzung "Contribution from ESPON Research" stellte Vincent Nadin, Professor für Raumplanung an der TU Delft, das im Jahr 2018 abgeschlossene ESPON Compass-Projekt vor, welches eine beträchtliche Vielfalt an Raumplanungs- und Governance-Praktiken in Europa aufzeigt. Die komparative Studie zeigt auf, dass die Planungsbehörden eine stärkere Integration der Raumordnung in die sektorale Politik anstreben, obwohl diese in einigen Bereichen noch schwach sind (u.a. Gesundheitssektor). Er betonte, dass die Verknüpfung zur EU-Kohäsionspolitik nicht stark genug sei und dass die territoriale Zusammenarbeit keine wesentlichen Auswirkungen auf die Mainstream-Planungssysteme gehabt hat. Seiner Meinung nach sei es an der Zeit, dass die EU-Institutionen sich stärker an der Raumordnung und der territorialen Governance in den Mitgliedstaaten beteiligen.

David Evers, Leiter des ESPON-Projekts SUPER - Sustainable Urbanization and land-use Practices in European Regions, teilte einige erste Konzepte dieser Studie mit, die sich derzeit noch in einer Vorstufe befindet. Zunächst setzte sich das Team kritisch mit den Begriffen "sprawl" (Zersiedelung) und "land take" (Inanspruchnahme von Flächen) auseinander und stellte dabei die abwertende Konnotation in Frage. Stattdessen möchte das Projekt sich auf die Antriebsfaktoren für "Landnutzungsänderungen" konzentrieren.

Die Nachmittagssitzung "Design Thinking Lab" organisiert von Sense Tribe brachte die TeilnehmerInnen dazu, gemeinsam Trends und Wissenslücken für die Raumplanung zu spezifischen Themen zu identifizieren, die bereits bei den vorangegangenen Veranstaltungen der Roadshow untersucht wurden. Unter Verwendung eines partizipativen Design-Thinking Ansatzes haben die TeilnehmerInnen fünf Themendiskussionen geführt: (i) Nachhaltige Stadtentwicklung; (ii) Grüne Planung; (iii) Deckung des Wohnungsbedarfs; (iv) Energie und Klimawandel; (v) Wohlbefinden und Integration.

Weitere Informationen sowie die Präsentationen der Referenten finden Sie auf der ESPON Webseite.

Zum letzten Mal aktualisiert am